Wichtige Laborwerte im Stuhl bei Verdauungsbeschwerden

Autor:

Jörg Bort

Kategorie:

Beitrag vom:

14.06.2024

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Verdauungsbeschwerden finden sich bei sehr vielen Patienten entweder als Begleiterscheinung zu ihren „eigentlichen“ Beschwerden mit denen sie mich kontaktieren oder eben als die zentralen Hauptbeschwerden.

Verdauungsbeschwerden können auf vielen verschiedenen Ebenen ihre Ursache haben. Auf die verschiedenen Ebenen bin ich im Artikel Die vielfältigen Ursachen von Verdauungsbeschwerden eingegangen.

Sofern sich aus dem Anamnesegespräch Hinweise auf eine mögliche Ursache im Verdauungstrakt ergeben oder diese ausgeschlossen werden soll, kann die Durchführung einer Stuhlanalyse angebracht sein.

Dabei haben sich bei mir nach unzähligen Stuhlanalysen lediglich 4 Parameter für die Routinediagnostik bewährt. Von Fall zu Fall ergänze ich nur noch einzelne zusätzliche Parameter. Meine vier zentralen Parameter der Stuhlanalyse möchte ich Ihnen nachfolgend näher darlegen.

Pankreaselastase

Therapeutische Frage:
Besteht eine Störung der Aufspaltung der Nahrung (sogenannte Maldigestion)?

Die Pankreaselastase ist ein Enzym der Bauchspeicheldrüse (=Pankreas) und ist an der Aufspaltung von Fetten, Eiweißen und Kohlenhydraten beteiligt. Bei erniedrigten Werten können Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Durchfall oder breiig, klebriger Stuhl entstehen.

Es können sich allerdings auch Verdauungsbeschwerden dieser Art zeigen, obwohl die Werte der Pankreaselastase in Ordnung sind.

Dies kann auf eine Dysbalance der beiden Stoffwechselregulatoren Schilddrüse und Nebenniere zurückzuführen sein, auf eine zu geringe Magensäure als auch auf eine Dysbalance von Kupfer und Zink im Verdauungstrakt.

Die Bauchspeicheldrüse hat einen sehr großen Zinkbedarf und reagiert bereits bei geringen Unterversorgungen mit einer reduzierten Enzymaktivität.

Alpha-1-Antitrypin

Therapeutische Frage:
Gibt es Anzeichen einer oberflächlichen oder tiefen Schleimhautentzündung?

Das Alpha-1-Antitrypsin ist ein Stoff, der von der Leber gebildet wird und eigentlich im Blut zirkuliert. Sofern er vermehrt in der Stuhlprobe zu finden ist, ist dies ein erstes Anzeichen für eine gestörte Darmbarriere. Der Darm stellt eine wichtige Barrieregrenze zwischen Innen und Außen dar.

Alles, was Sie essen, wird entweder über den Stuhl wieder ausgeschieden oder (in Einzelteile zerlegt) durch die Darmwand hindurch aufgenommen.

Bei erhöhtem Alpha-1-Antitrypsin ist diese Darmbarriere gestört und es könnten auch Stoffe durch die Darmwand gelangen, für die dies in der vorliegenden Form eigentlich nicht vorgesehen ist.

Dieser Zustand wird dann auch als „durchlässiger Darm“ bzw. „Leaky-Gut-Syndrom“ bezeichnet. Bei erhöhten Werten können auch oberflächliche Schleimhautentzündungen vorliegen.

Calprotectin

Das Calprotectin zeigt tiefere bzw. ausgeprägtere Schleimhautentzündungen an.

Liegen Schleimhautentzündungen (vom Alpha-1-Antitrypsin und/oder Calprotectin) vor, kann es zu einer reduzierten Aufnahme von Nährstoffen im Darm kommen (sogenannte Malabsoprtion).

Sekretorische Immunglobulin A (sIgA)

Therapeutische Frage:
Wie ist der Zustand Ihres Immunsystems im Darm? Normal, geschwächt oder im Alarmzustand?


Das sIgA ist ein Marker für das Darm-assoziierte Immunsystem und kann grob gesagt auf drei verschiedenen Zustände hinweisen: Im Normalbereich gibt es keine Auffälligkeiten, bei tiefen Werten kann es ein Hinweis auf ein geschwächtes oder erschöpftes Immunsystem sein und bei hohen bis sehr hohen Werten kann es ein Hinweis auf einen Alarmzustand sein.

Und was ist mit der Darmflora bzw. dem Mikrobiom?

Ja, das ist so eine Sache mit diesen beiden Parametern. Ich habe meine Sichtweise und Erfahrung mit diesen Untersuchungen in einem eigenen Artikel dargelegt: Stuhlanalyse vom Mikrobiom? Sparen Sie sich das Geld!

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